Ohne die umstrittenen Neubauten auf dem Küniglberg können bis zu 80 Millionen Gebührengelder erspart werden! Mit der geplanten Absiedlung von Ö1 / FM4 und dem Teilverkauf des Funkhauses gäbe der ORF eines seiner größten Assets weg.
Der geplante Teil-Verkauf des Funkhauses in der Argentinierstraße und die Absiedlung von Ö1 und FM4 ins ORF-Zentrum Küniglberg bedeuten nicht nur, dass die ORF-Geschäftsführung ein Radio- und Kulturflaggschiff in Bestlage fast zur Gänze aufgeben will. Das Absiedlungsprojekt schwächt den ORF auch deshalb, weil damit eine hohe zweistellige Millionensumme verschwendet wird. Denn die Behauptung einer „Konsolidierung“ durch Zusammenlegung beruht seit jeher auf einer Fehlkalkulation. Es wurde mit unrealistisch hohen „Sanierungskosten“ für das Funkhaus argumentiert (Details siehe unten).
Funkhaus Wien, Großer Sendesaal. (c) Hertha Hurnaus
Das Funkhaus ist nicht insgesamt sanierungsbedürftig, der Renovierungsaufwand hält sich in Grenzen. Die professionellen Schätzungen der Expert/innen von „Wir für den ORF“, die in den Zustand der Immobilie detailliert Einblick bekamen, besagen: Wird von dem Absiedlungsprojekt (und damit von Neu- und Umbauten im ORF-Zentrum) Abstand genommen, dann erspart das den Gebührenzahler/innen um die 80 (!) Millionen Euro.
Die Stiftungsrät/innen haben am 22. März 2018 den aktuellen „Plan B“ der Geschäftsführung beschlossen: Um dieselbe Summe wie 2014 veranschlagt soll nun baulich / räumlich weniger geboten werden
als im ursprünglichen Projekt.
Dass nach neuem Stand an die 100 Millionen (von insgesamt 303 Mio. inklusive Sanierung ORF-Zentrum) für Neubauten und Adaptionen bestehender Bausubstanz budgetiert werden: Heißt das, dass man in
Sparzeiten diese Summe ohne Not ausgeben darf? Und: Sollte nicht in finanziell und personell ausgehungerte (Kultur)-Programme investiert werden statt in Neubauten?
Für die TV-Redaktionen bedeutet das Zentralisierungsprojekt: Zusammenrücken, weniger Raum- und Personalressourcen. Denn das verschwendete Geld würde auch in den Fernsehredaktionen zu einem
verschärften Sparkurs führen.
Ö1 ist kein Nischenprodukt, sondern werbetechnisch gesprochen eine optimal eingeführte, starke und authentische Premiummarke, die von ihrem kreativen Umfeld lebt: zwischen innerstädtischem
Kulturleben, dem Quartier Belvedere und dem ökonomisch und kulturell prosperierenden Viertel um den neuen Hauptbahnhof, der in Fußdistanz (!) zum Funkhaus liegt.
Für FM4 gilt dasselbe. FM4 steht als Medium und Marke für den regen Austausch mit der jüngeren Musik- und Kultur-Szene Österreichs. Dabei ermöglichen das Funkhaus als Redaktionsstandort und das
RadioKulturhaus als Location für die FM4 Radiosessions eine authentische Teilhabe am pulsierenden Leben der Großstadt.
Das Funkhaus mit dem RadioKulturhaus ist kein bloßes Bürogebäude, sondern ein in Wien einzigartiges kulturelles Kompetenzzentrum. Werden Ö1 und FM4 abgesiedelt: Was bleibt dann außer einem bezugslosen Veranstaltungsort? Ein RadioKulturhaus ohne Radio hat keine Zukunft.
Der Beschluss zur Absiedlung von Ö1, FM4 und übrigens auch Radio Wien fiel schon im März 2014. Dieses Vorhaben wurde damals – im Widerspruch zu einer Studie der Beratungsfirma Accenture – mit erwarteten Einsparungen von 150 Millionen argumentiert. Experten aus unseren Reihen (Wirtschaftsprüfer, Unternehmer) haben das zugrundeliegende Papier der ORF-Geschäftsführung geprüft: Es hielt einer professionellen Bewertung nicht stand.
In dem Papier wurden die Sanierungskosten für das Funkhaus mit 1.800 €/m² viel zu hoch angesetzt (Aufpreis für Denkmalschutzauflagen 800-1.250 €/m²). Der Denkmalschutz gilt nur für die Außenhaut inkl. Fenster und Foyer. Nach einer Schätzung von Architekten würde der Sanierungsaufwand im „worst-case“ 400 €/m² betragen. Damit macht der Sanierungsaufwand für das gesamte Funkhaus nicht über 70 Millionen aus, wie stets behauptet, sondern maximal 15 Millionen.