Warum ich heute hier bin
Ich bin hier, weil ich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich für extrem wichtig erachte. Sehen wir uns an, was qualitätsvolles Programm, qualitätsvolle Nachrichten, tiefgründige Inhalte im Journalismus in Österreich betrifft, dann wird ein wesentlicher Teil vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk geleistet. Von Sendern wie Ö1, der Zeit im Bild, von vielen, vielen anderen ORF-Einrichtungen. Auch sonst dient der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Kitt einer Gesellschaft. Das soll das Programm sein, das jeder sehen kann und das möglichst unabhängig ist, auch unabhängig von finanziellen Interessen. Genau dieses Prinzip ist zunehmend in Gefahr, nicht nur in Österreich, aber in Österreich ganz besonders, da hierzulande Rechtspopulisten in der Regierung sitzen, die schon seit Jahrzehnten das Prinzip des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage stellen und stattdessen beispielsweise eigene Kanäle bei ihren Wählern propagieren. Das ist ein Medienverständnis, das ich ablehne. Ich will, dass keine Partei, egal welcher Richtung, vorgibt, welche Medien Menschen sehen sollen. Parteien sind nicht Journalisten, und es ist richtig, dass wir diese Einrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Europa geschaffen haben, um für unabhängige Nachrichten – sicherlich nicht immer perfekt, aber doch im Optimalfall gute Nachrichten – zu sorgen.
Der zweite Grund, warum ich hier bin, ist: Speziell in Zeiten wie diesen, wo Vertreter einer Regierungspartei ziemlich krasse Dinge über Journalisten, auch über öffentlich-rechtliche Journalisten, sagen, finde ich es wichtig zu zeigen, wir haben ein anderes Bild von Journalismus. Wenn der FPÖ-Stiftungsrat in Medien erklärt, dass Korrespondenten, die in seinen Augen nicht korrekt berichten, abberufen werden sollen, dann ist das ein Problem. Ich möchte, dass gar kein Stiftungsrat, der von einer Partei entsandt wurde, erklärt, welchen Journalisten er abberufen möchte. Das ist nicht die Aufgabe des Stiftungsrats, und das ist nicht die Aufgabe von Abgesandten von Parteien.
Und noch ein allerletzter Gedanke. Gerade heutzutage wird argumentiert, wir brauchen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht – in Zeiten, wo es das Internet gibt, wo man im Internet so viele Quellen findet ... Ich sehe das genau anders. Gerade in Zeiten des Internet brauchen wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der Bekanntheit hat, der auch anerkannt ist in großen Teilen der Bevölkerung.
Dem ORF wurde neulich verboten, auf YouTube zu sein – ich finde das falsch. Der ORF sollte auf YouTube präsent sein, um dort junge Österreicher erreichen zu können. Ich verstehe nicht, warum man den ORF von jungen Zusehern eher abkapselt mit solchen Schritten – dem ORF sollte das Internet zugänglich sein.
Wien, Karlsplatz
6. Juni 2018